Es gibt günstige und ungünstige Situationen, Menschen auf Probleme mit dem Lesen und Schreiben anzusprechen. Manchmal erfolgt eine Ansprache auch spontan, weil es gerade darum geht, etwas auszufüllen oder weil ein bestimmtes Problem, das mit den Schriftsprachschwierigkeiten zu tun hat, besprochen wird. Mit anderen Betroffenen wollen Sie es vielleicht eher vorbereiten.
Wichtig sind immer:
Anonymität: Voraussetzung für jede Konfrontation mit dem Problem ist, dass es einen anonymen Rahmen gibt, d. h. es gibt keine weiteren Zuhörer und die Person kann sich darauf verlassen, dass die Informationen nicht der Öffentlichkeit preisgegeben werden.
Konfliktsituationen vermeiden: Sprechen Sie betroffene Menschen nicht auf das Problem an, wenn Sie gerade Konflikte mit ihnen auszutragen haben, Ihnen jemand mit Zorn und Ablehnung begegnet.
Multiproblemsituationen: Immer wieder wird gesagt, dass Menschen in den Beratungen schon so viele Probleme zu bewältigen haben, wie soll dann noch Lesen-und-Schreibenlernen Platz haben? Dies ist ein Abwägungsprozess. Im Blick haben, sollten Sie, dass das Lernen in einer Lerngruppe auch in den unterschiedlichsten Lebenssituationen Selbstvertrauen geben kann und eine Chance für manch andere Problembewältigung bietet.
Zeithaben kann wichtig sein: Wenn Sie Menschen auf ihre Probleme mit dem Lesen und Schreiben ansprechen, kann es manchmal passieren, dass eine ganze Lebens- und Leidensgeschichte auftaucht. Für das Erzählen sollte Zeit da sein und Wertschätzung entgegengebracht werden.
Auswege wissen: Wenn Sie Menschen darauf ansprechen, ist es wichtig, ihnen auch einen Ausweg aufzeigen zu können. Informieren Sie sich über die Lernangebote in Ihrem Ort und suchen Sie den persönlichen Kontakt zu den Kursleitenden.
Anlässe nicht umgehen: Es geht nicht darum, Menschen in peinliche Situationen mit Lesen und Schreiben zu bringen, aber die möglichen Lese- und Schreibsituationen sollten genutzt werden, um Betroffene sicher zu erkennen und direkt auf die Schwierigkeiten ansprechen zu können.
Quelle: Handreichung "Menschen, die nicht lesen und schreiben können." S. 39 von "PASS alpha – Pro Alphabetisierung. Wege in Sachsen".