Häufig prüfen betroffene Menschen im Vorfeld die Situationen, in die sie sich begeben, danach, ob sie mit Lese- und Schreibanforderungen konfrontiert werden könnten. Wenn möglich, versuchen sie solche Situationen, ganz zu vermeiden. Ist dies nicht möglich versuchen viele, den Anforderungen auszuweichen.
Unsichere Situationen vermeiden:
- Informationsveranstaltungen werden nicht besucht.
- Beförderungen werden ausgeschlagen.
- Einfache oder auch lukrativ erscheinende Aufgaben werden nicht übernommen.
- Schriftlich zu erbringende Unterlagen und Nachweise fehlen.
Schreibanforderungen an Vertraute und Fremde delegieren:
- "Machen Sie das doch gleich mal."
- "Sie können das besser."
- "Das Formular nehme ich mit, ich mache das zu Hause."
- "Den Arbeitsnachweis schreibe ich zu Hause."
Über Schwierigkeiten hinwegtäuschen:
- Sie zeigen den Behördenbrief und fragen: "Wo muss ich da hin?" oder "Was mache ich damit?"
- "Ich habe meine Brille vergessen." oder "Ich habe meine Hand verletzt."
- "Meine Bewerbung ist doch noch aktuell".
- "Die Schrift ist zu klein. Ich kann das nicht lesen."
Nichtverstehen schriftlicher Informationen:
- Schriftlich erteilten Aufforderungen, Einladungen (z.B. per Post) wird keine Folge geleistet.
- Schriftliche Aufgabenstellungen werden nicht verstanden.
- Den Inhalt eines vorgelegten Textes können Menschen nicht wiedergeben oder sich darüber nicht austauschen.
Lese- und Schreibtechniken:
- Menschen haben motorische Schwierigkeiten beim Schreiben.
- Unterschriften sind gemalt und entsprechen nicht dem übrigen Schreibstil.
- Die Arbeit an Texten, das Lesen und Schreiben wird nur sehr ungern ausgeführt.
- Beim Ausfüllen von Formularen wird Hilfe benötigt.
- In Schriftstücken gibt es sehr viele orthografische Fehler bis hin zu einer selbst entwickelten Schrift.
Sprachliche Ausdrucksfähigkeit:
Funktionale Analphabeten drücken sich tendenziell einfach und monoton aus:
- Sie bilden kurze Sätze.
- Sie benutzen kaum Wörter zur chronologischen Einordnung (z. B. davor, danach, vorher).
- Sie beschreiben Situationen und Erlebnisse kaum plastisch und wenig reflektiert.
Quelle: Handreichung "Menschen, die nicht lesen und schreiben können." S. 36-38 von "PASS alpha – Pro Alphabetisierung. Wege in Sachsen".